Hanns Dieter Hüsch zu Ehren...
Bildquelle: Webseite zu Hanns Dieter Hüsch von Michael Gneiting, medienkontor-luebeck
Bedenkt
Bedenkt,
dass jetzt um diese Zeit, der Mond die Stadt erreicht.
Für eine
kleine Ewigkeit sein Milchgebiss uns zeigt.
Bedenkt, dass hinter
ihm ein Himmel ist,
den man nicht definieren kann.
Vielleicht
kommt jetzt um diese Zeit
ein Mensch dort oben an.
Und
umgekehrt wird jetzt vielleicht
ein Träumer in die Welt gesetzt.
Und manche Mutter hat erfahren,
dass ihre Kinder nicht die
besten waren.
Bedenkt auch, dass ihr Wasser habt und Brot,
dass Unglück auf der Straße droht,
für die, die weder
Tisch noch Stühle haben
und mit der Not die Tugend auch
begraben.
Bedenkt, dass mancher sich betrinkt,
weil ihm
das Leben nicht gelingt,
dass mancher lacht, weil er nicht weinen
kann.
Dem einen sieht man's an, dem andern nicht.
Bedenkt,
wie schnell man oft ein Urteil spricht.
Und dass gefoltert wird,
das sollt ihr auch bedenken.
Gewiss ein heißes Eisen, ich wollte
niemand kränken,
doch werden Bajonette jetzt gezählt und wenn
eins fehlt,
es könnte einen Menschen retten,
der jetzt um
diese Zeit in eurer Mitte sitzt,
von Gleichgesinnten noch
geschützt.
Wenn ihr dies alles wollt bedenken,
dann will
ich gern den Hut, den ich nicht habe, schwenken.
Die Frage ist,
die Frage ist,
sollen wir sie lieben, diese Welt?
Sollen wir
sie lieben?
Ich möchte sagen, wir wollen es üben.
Hanns
Dieter Hüsch - Das Schwere leicht gesagt.
Spektrum Bd. 4274,
Verlag Herder, Freiburg 1994